Temperaturbeständige Keramik

Was sagt bei Keramik die Temperaturbestän­digkeit aus?

Die Temperaturbeständigkeit von Keramik beschreibt, wie lange und unter welchen Bedingungen ein keramisches Material bestimmten Temperaturen standhalten kann, ohne seine mechanischen, elektrischen, chemischen oder physikalischen Eigenschaften wesentlich einzubüßen oder zu versagen. Praktisch gesehen meint dies, dass die Keramik bei gewissen Temperaturen nicht schmilzt, sich nicht zersetzt oder zerspringt und ihre Festigkeit bzw. Funktion weitgehend behält.

Wichtige Kriterien:

  • Widerstand gegen thermische Zersetzung / Schmelzpunkt (atmosphärenabhängig)
  • Wärmeausdehnungskoeffizienten (CTE, thermische Ausdehnung)
  • Minimale Verformung bei Hitzeeinwirkung / Phasenübergänge und Gefügeveränderungen
  • Fähigkeit, Hitze zu speichern und abzugeben (Wärmekapazität)
  • Hohe thermische Schockbeständigkeit (Fähigkeit, schnelle Temperaturwechsel zu verkraften)
  • Erhaltung elektrischer Isolationseigenschaften bei hohen Temperaturen

 

Einordnung:

In der Regel haben Keramiken höherer maximale Einsatztemperaturen als Metalle oder Polymere – weshalb sie über einen großen Stellenwert in Hochtemperatur-Anwendungen verfügen.

 

Diese Eigenschaften sind sowohl bei hochtechnischen Keramiken wie zum Beispiel Macor® oder Shapal von Belang, als auch bei haushaltsüblichen Standardkeramiken aus dem Alltag, sei es Steingut oder Porzellan – denn sie eröffnen oder begrenzen die Vielfalt an möglichen Einsatzbereichen. Maßgeblich für die Unterschiede ist, aus was die Keramik besteht.

Temperatur­beständigkeit ausgewählter Hochleistungs­keramiken

 

Keramik-Art

Maximale Einsatztemperatur

Eigenschaften & Hinweise

Shapal Hi-M Soft

(AlN-BN-Composite)

  • In Luft (oxidierend): ~ 900–1000 °C
  • In inerter Atmosphäre (N₂, Ar): bis ~ 1900 °C
  • Hervorragende Wärmeleitfähigkeit (typisch ~ 90 W/m·K)
  • Gute elektrische Isolation
  • Mechanisch gut bearbeitbar (ähnlich wie Macor)
  • Niedrige Wärmeausdehnung ⇒ gute Thermoschock-Beständigkeit
  • Ideal für Elektronik- und Vakuumanwendungen
Macor

(bearbeitbare Glaskeramik)

  • Unter mechanischer Last: bis ~ 800 °C
  • Kurzzeitig ohne Last: bis ~ 1000 °C
  • Gute elektrische Isolation
  • Niedrige Wärmeleitfähigkeit (~ 1–1,5 W/m·K) ⇒ eher empfindlich gegen schnellen Temperaturwechsel
  • Geeignet für Hochvakuumanwendungen
Aluminiumoxid

(Al₂O₃, hochrein ≥ 99 %)

  • Schmelzpunkt: ~ 2050 °C
  • Typische Gebrauchstemperatur in Luft: ~ 1600–1700 °C
  • In Vakuum bis ~ 2000 °C
  • Sehr hohe Temperaturbeständigkeit und Festigkeit
  • Moderate Wärmeleitfähigkeit (20–30 W/m·K)
  • Gute elektrische Isolation
  • Hohe Härte, aber spröde ⇒ empfindlich bei schnellem Temperaturwechsel
  • Chemisch sehr beständig
Zirkonoxid

(ZrO₂, teilstabilisiert/ vollstabilisiert)

  • Schmelzpunkt: ~ 2700 °C
  • Für mechanische (teilstabilisierte) Anwendungen: Obergrenze ~ 1000 °C
  • Voll stabilisiertes ZrO₂: bis ~ 2000 °C möglich (kurzzeitig)
  • Hohe Festigkeit und Bruchzähigkeit (transformationsverstärkt)
  • Relativ hoher Ausdehnungskoeffizient (cth ~ 10 × 10⁻⁶/K) ⇒ Thermoschockempfindlicher
  • Niedertemperatur-Induzierte Martensit-Umwandlung als Faktor in Medizintechnik
  • Oft für Lager, Schneidwerkzeuge etc. eingesetzt
Siliziumnitrid

(Si₃N₄)

  • In Luft: ~ 1000–1300 °C (Oxidschicht schützt, kann > 1300 °C abplatzen)
  • In Stickstoff oder inert: bis ~ 1500 °C (kurzzeitig bis nahe 1800 °C)
  • Zersetzung: ~1850 °C (keine Schmelze)
  • Hervorragende thermische Schockbeständigkeit
  • Vergleichsweise hohe Wärmeleitfähigkeit (20–30 W/m·K) für eine Nichtoxidkeramik
  • Sehr niedrige Wärmeausdehnung (~ 3 × 10⁻⁶/K)
  • Ideal für Motorbauteile, Turbinen, hochthermisch belastete Komponenten
Siliziumkarbid

(SiC)

  • In Luft: ~ 1500–1600 °C (Oxidschicht kann weicher werden / sich volatil verhalten)
  • In inertem Umfeld: bis ~ 2500 °C, Sublimation bei ~ 2700 °C
  • Eine der temperaturbeständigsten Keramiken
  • Hohe Wärmeleitfähigkeit (120–200 W/m·K) und Festigkeit auch bei hoher Temperatur
  • Geringe Ausdehnung (~ 4 × 10⁻⁶/K), jedoch spröde
  • Exzellente chemische Beständigkeit
  • Typischer Einsatz in Hochtemperaturöfen, Wärmetauschern, Heizelementen etc.

 

Angaben für Alltagskeramik zum Vergleich

Während die obige Tabelle die spezifischen Eigenschaften und Einsatzbereiche von Hochleistungskeramiken verdeutlicht, bietet die folgende Übersicht einen Vergleich mit traditionellen Keramik-Arten. Grundsätzlich sind diese Materialien wesentlich weniger hochtemperaturbeständig als oben genannten Hochleistungskeramiken – aber dennoch im Alltag ausreichend robust gegen moderate Hitze.

 

Keramik-Art

Brenntemperatur / typische Gebrauchstemperatur

Eigenschaften & Hinweise

Porzellan
  • Brenntemperatur: ~ 1300–1450 °C
  • Gebrauch: bis ~ 250–300 °C (ofenfest), nicht flammfest
Sehr dichter, glasartiger Scherben mit geringer Porosität. Hohe Temperaturbeständigkeit, aber begrenzte Thermoschockresistenz. Typisch für Geschirr, Laborgefäße, Küchenutensilien.
Steinzeug
  • Brenntemperatur: ~ 1200–1300 °C
  • Gebrauch: bis ~ 250 °C
Dicht gesintert, kaum porös. Relativ robust gegen Temperaturwechsel. Häufig verwendet für Backformen, Vorratsgefäße, Ofengeschirr, Fliesen.
Steingut
  • Brenntemperatur: ~ 1000–1100 °C
  • Gebrauch: bis ~ 150–200 °C
Poröser als Steinzeug und Porzellan, muss glasiert werden, um wasserdicht zu sein. Glasur kann bei schnellem Temperaturwechsel reißen. Einsatz v. a. bei Geschirr, Zierkeramik.
Terrakotta (unglasiert)
  • Brenntemperatur: ~ 950–1050 °C
  • Gebrauch: max. ~ 150 °C (abhängig von Dicke/Feuchtigkeit)
Poröser, rotbrauner Scherben mit guter Wärmespeicherfähigkeit. Sehr anfällig gegenüber Thermoschock. Typisch für Pflanztöpfe, Kochgefäße (z. B. Römertopf®), Deko.
Tonware (niedrig gebrannter Ton)
  • Brenntemperatur: ~ 800–1000 °C
  • Gebrauch: selten über ~ 100–150 °C
Deutlich porös, geringere Festigkeit. Thermoschockempfindlich, vor allem unglasiert. Verwendung v. a. für einfache Töpferware, Dekoration, Kunstkeramik.

 

Material-Anforderungen abwägen in Bezug auf die gewünschte Anwendung

Wenn Sie für Ihre Bauteile den Werkstoff Keramik in Betracht ziehen wollen, müssen Sie im Regelfall eine Vielzahl vo Anforderungen gleichzeitig im Blick behalten. Die maximale Temperaturbeständigkeit einer Keramik erfüllt keinen praktischen Nutzen, wenn das Material unter Betriebsbedingungen mechanisch versagt. Das “optimale Material” ist demnach meistens der beste Kompromiss aus mehreren Eigenschaften. Als Beispiel-Anforderungen wollen wir an dieser Stelle nennen:

Thermische Stabilität vs. mechanische Eigenschaften

Technische Keramiken behalten zwar ihre Formstabilität und Funktionalität auch bei hohen Temperaturen, weisen aber oft eine geringe Schlagzähigkeit auf. Es gilt also, die Temperaturbeständigkeit mit der erforderlichen mechanischen Festigkeit und Bruchzähigkeit in Einklang zu bringen.

Wärmeleitfähigkeit und thermische Ausdehnung

Unterschiedliche keramische Materialien haben unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten und Ausdehnungskoeffizienten. Bei der Integration in Bauteile oder Verbundsysteme muss sichergestellt werden, dass thermische Spannungen – etwa durch ungleichmäßige Ausdehnung in Verbindung mit anderen Materialien – nicht zu Rissen oder strukturellen Fehlern führen.

Chemische und strukturelle Beständigkeit

Neben hohen Temperaturen sind oft auch aggressive Medien oder wechselnde Umgebungsbedingungen zu berücksichtigen. Ein Material, das hervorragende Temperaturbeständigkeit bietet, muss zugleich chemisch inert sein und seine Mikrostruktur auch unter Dauerbelastung beibehalten.

Herstellungsprozess und Kosten

Hochtemperaturbeständige Keramiken erfordern häufig spezielle Herstellungsverfahren, die komplex und kostenintensiv sein können. Gemeinsam mit unseren Kunden wägen wir die Anforderungen an das Bauteil und wirtschaftliche Gesichtspunkte wohlüberlegt ab.

Anwendungsspezifische Anforderungen

Je nach Einsatzgebiet (z. B. in der Automobiltechnik, Luft- und Raumfahrt oder in der Medizintechnik) können zusätzliche Faktoren wie Zyklizität der Temperaturbelastung, thermischer Schock oder langfristige Alterungsprozesse eine Rolle spielen. Die Wahl des Materials muss daher auch diesen Rahmenbedingungen gerecht werden.

 

Zwei Frauen vor technischer Zeichnung eines temperaturbeständigen Keramik-Bauteils

Temperaturbe­ständigkeit als relevanter Faktor in der Industrie und Innovation

Die Kombination der technischen Eigenschaften macht keramische Bauteile in zahlreichen Industriezweigen sehr attraktiv. Dies wird besonders deutlich in folgenden Anwendungsbereichen:

Elektronik und Halbleitertechnik

  • Elektrische Isolation bei hoher Wärmeentwicklung
  • Thermisch leitfähige Isolatoren (z. B. Shapal, Al₂O₃, Macor)

Maschinen- und Anlagenbau

  • Hochtemperaturbeständige Lager und Dichtungen (Al₂O₃, ZrO₂)
  • Hitzebeständige mechanische Bauteile und Komponenten (Si₃N₄)

Automobil- und Motorentechnik

  • Thermische Schockfestigkeit und Temperaturbeständigkeit (Zündkerzen, Turboladerkomponenten aus Si₃N₄ und Al₂O₃)

Chemische Industrie und Verfahrenstechnik

  • Chemisch beständige Reaktionskammern, Düsen, Ventile (SiC, Al₂O₃)
  • Anwendungen mit aggressiven Medien bei hohen Temperaturen

Medizin- und Labortechnik

  • Temperaturbeständige Komponenten in Analysegeräten (Al₂O₃, Macor)
  • Sterilisierbare Instrumente und Implantate (ZrO₂, Al₂O₃)

Luft- und Raumfahrt

  • Wärmeschutzschilde und Isolationselemente (SiC, Aluminiumoxidkeramik)
  • Bauteile mit extremer thermischer und mechanischer Belastung

 

PCN Ceramic: Präzision dank substraktiver Formgebung

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